Vereinshistorie

Die Geschichte unseres Vereins seit 1911

Walter Wolf, Ehren-Vorsitzender des Vereins, hat in jahrelanger Arbeit Wissenswertes über die Geschichte des TuS Fleestedt und des Ortes Fleestedt zusammengetragen.

Diese Chronik des TuS wurde gleichzeitig ein Fenster in die Zeitgeschichte Fleestedts seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts und zeigt, wie die großen Ereignisse der Weltgeschichte das Leben in Fleestedt und seinem Sportverein beeinflusst haben.
Zwei Weltkriege, Inflation und Depression, Gleichschaltung im Nationalsozialismus oder die Zeit des Wirtschaftswunders  und Pandemien hatten natürlich Einfluss auf das Leben im Ort und den Sport.

Wir schreiben die Arbeit von Walter Wolf bis in die Gegenwart fort.

HIER ENTSTEHT DIE VEREINSCHRONIK



 

1930

Alle vier Jahre fand ein Deutsches Turnfest statt, ebenso ein Gauturnfest. Wer an diesen Festen teilnehmen wollte, mußte sich beim Untergau melden. Hier wurde der Ort bestimmt, an dem die Ausscheidungswettkämpfe stattfinden sollten. Wir mussten an Geräten Pflichtübungen turnen. Die Ausführung wurde mir Punkten bewertet. Auch die Leichtathleten mussten in die Qualifikation. Die Ergebnislisten wurden an den Turngau gesandt. Dort wurden die Besten namhaft gemacht. Denn am Deutschen Turnfest konnte nur eine von Oben bestimmte Anzahl teilnehmen. Zum Deutschen Turnfest in München 1923 haben wir uns mit zehn Teilnehmern als Zuschauer gemeldet. Die Gaue Schleswig-Holstein, Hamburg und Hannover hatten bei der Bahn einen Sonderzug von Altona nach München bestellt. Wir hatten dadurch niedrigere Fahrtkosten. Auch für die Anreisezüge gab es verbilligte Fahrkarten. Der Zug hielt am Hamburger Hauptbahnhof, in Harburg, Lüneburg. Uelzen und Hannover. Von dort ging es ohne Halt durch bis München. In München haben wir in einer Schule geschlafen. In den Klassenräumen waren die Tische und Bänke in eine Ecke gestellt. Auf den Boden wurde Stroh geschüttet. Jeder von uns hatte zwei Wolldecken mitgebracht - eine kam aufs Stroh, mit der Zweiten deckte man sich zu.
Kurz vor Beginn des Turnfestes gab es in München einen handfesten Krach. Die Brauereien wollten während der Festtage die Bierpreise erhöhen. Aber die Gaststätten weigerten sich höhere Preise zu zahlen. Gastwirte-Verband, Oberbürgermeister und die Deutsche Turnerschaft setzten sich mit den Brauereien zusammen und verhandelten. Durch die Inflation bedingt kletterten die Preise sowieso jeden Tag. Es kam zu dem Beschluß: Die Preise werden nicht erhöht. Die Maß Bier - l Liter - kostete dann während des Turnfestes 3500,- Mark.

 

Herbst 1911

Lehrer Hermann Fabel hatte im Frühherbst 1911 mit einigen Leuten aus Fleestedt über die Gründung eines Sportvereins gesprochen und war auf Zustimmung gestoßen. Er hatte auch Konfirmanden, die Ostern kommenden Jahres die Schule verlassen würden informiert, und sie aufgefordert, Freunde von dem Plan zu unterrichten. Die "Harburger Anzeigen und Nachrichten" (HAN) brachten im Lokalteil eine Notiz, daß in Fleestedt ein Turnverein gegründet werden sollte. Als Termin wurde der 12. November 1911 genannt. Ca. 60 Personen (genaue Zahlen liegen nicht vor) trafen sich bei Gastwirt Bostelmann. Ein Vorstand wurde gewählt. Hermann Fabel wurde 1. Vorsitzender, Ludwig Böttcher, der vorher in einem anderen Verein aktiv war, wurde zum 1. Turnwart. Das Eintrittsgeld wurde mit 2 Mark festgesetzt, die Höhe des Monatsbeitrages ist mir nicht bekannt. Da zum Sport auch Geräte notwendig sind, wurde beschlossen: Es werden Pferd, Spannreck, zwei Matten, Holzkeulen für die Damen und kleine Eisenhanteln für die Freiübungen der Männer bestellt. Fabel wollte sich bei anderen Vereinen erkundigen, welche Firma zu günstigsten Bedingungen liefern konnte. Da jedoch bei Lieferung bezahlt werden mußte, der Verein jedoch kein Geld hatte, erklärte sich Fabel bereit, sein Sparbuch zu plündern. Nach und nach, je nach Kassenlage, sollte der Verein die 500 Mark dann an Fabel zurückzahlen.

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1911

Hermann Fabel, ein Lehrer, wie er sein soll

Am 16. Oktober sollte man beim TuS Fleestedt, dem größten Verein, der kleinen Gemeinde am Höpen, feiern. Jedes Jahr. Denn am 16. Oktober 1907 kam Hermann Fabel aus Barnstorf bei Fallersleben, nach Fleestedt. Als 1. Lehrer an der kleinen Schule. "Er war ein kräftiger, stämmiger, lebensfroher Mensch," erinnert sich Heini Merta, Jahrgang 1907, Malermeister, und in Fleestedt und Umgebung bekannt wie der oft zitierte bunte Hund. Merta, der kurz vor seinem 97. Geburtstag im wahrsten Sinne des Wortes aus der Schule plauderte: "Fabel hatte natürlich auch einen Rohrstock, machte aber selten Gebrauch davon." Und das zu einer Zeit, von der man sagt: Fitness-Training der Lehrer war Schüler prügeln, wobei das Gehirn eher verkalkte, als der Arm erlahmte.
 

Kontakt
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Turn- und Sportverein Fleestedt von 1911 e.V.
Mühlenweg 70
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