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Kindertanzen 1994: Christofer war ein Glücksfall

...Idee wurde zur Wirklichkeit," schrieb der erste Tanzmeister im TuS Fleestedt, Christofer Schöneich, in einer Bilanz des Jahres 1994. Doch bevor die Kids über das Parkett wirbeln durften, mussten Hindernisse beseitigt werden. "Schon seit längerer Zeit wurde von Mitgliedern, aber auch von Außenstehenden, der Wunsch nach Gründung einer Tanzabteilung im TuS Fleestedt geäußert," schrieb Peter Schönefeld, Vorsitzender des Vereins, am 27. September 1994 an die Fraktionen des Ortsrates Fleestedt, Beckedorf und Glüsingen. "Dem TuS ist bekannt, dass der Ortsrat nur ungern feste Zeiten auf Dauer für das Dorfgemeinschaftshaus vergibt." So war es in der Tat, und es mussten etliche Gespräche geführt werden, bis sich endlich - zähneknirschend - auch jene dem Druck der Sportler beugten, die das Haus offensichtlich lieber leer sahen, als von kleinen Tänzern belebt. Denn um Kinder ging es, als Christofer Schöneich - inspiriert von einem Turnier in Tschechien und konfrontiert mit den Haltungsschäden bei Mädchen und Jungen (beim Praktikum im Fleestedter Kindergarten) - an den TuS herantrat. Der Zuspruch in der neuen Abteilung des Vereins war enorm. Schon beim ersten Mal erschienen 30 Kinder. Der TuS forderte Nachschlag bei Zeiten im " Fleester Hoff, bekam sie und bald konnten wir drei Gruppen anbieten, altersgerecht aufgeteilt mit jeweils einer Stunde Spiel- und Spaßzeit. So jedenfalls verstanden die fünf bis 14jährigen das Tanze - in erster Linie.
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Christofer und seine kleinen Tänzerinnen

Den 6. Mai 1995 hatte sich Christofer, inzwischen von den Kindern als toller Freund angenommen, zur Präsentation der Arbeit vergangener Monate ausgesucht. Seine bitteren Worte, aufgeschrieben im Jahresheft für 1995: "Niemand konnte vorhersehen, dass ich kurzfristig durch einen Magen- und Darm-Virus aus dem Programm genommen werden würde. Milchreis, günstig gekauft, aber leider schon abgelaufen, das war der Grund meines unfreiwilligen Fernbleibens bei der Veranstaltung, die wochenlanger Planung und Arbeit bedurfte." Doch mit großem Einsatz von Verwandten, Bekannten , Eltern der Tanzkinder und Freunden fand das Fest auch ohne Christofer statt. 400 Gäste waren begeistert vom "Tanz in den Frühling", der keine Eintagsfliege bleiben sollte Der Tanzmeister hat sich bei allen bedankt und natürlich auch seine bildhübsche Freundin und Tanzpartnerin Nicole nicht vergessen, die auch immer wieder dafür sorgte, dass die Ausschmückung des Saales zu einer Augenweide wurde. "Auf gute Zusammenarbeit bei der kommenden Gestaltung des Tanz in den Frühling, dem Aufbau von Erwachsenen-Tanzkreis und dem Ausrichten eines kleinen Turniers," schrieb Christofer seine Wünsche auf. Und machte auch gleich seine Sorgen öffentlich: "Der Versuch, auch unsere (vor allem männlichen Jugendlichen) dem Tanzsport näher zu bringen, scheiterte leider - sehr zum Bedauern der 13 Mädchen, die vier mal hintereinander kamen, aber schließlich einsehen mussten, dass Tango oder Rumba ohne Gegenstück keinen Spaß bringt. Unsere bestehenden beiden Tanzkreise wuchsen unaufhörlich. Während die erste Gruppe mit viel Spaß Grundkenntnisse erwirbt, sind die heißen Sohlen (neun bis zwölf Jahre) schon mit Feuereifer dabei, erste Turniertänze zu lernen.".

Christofer war inzwischen schon zu einer Institution in Fleestedt geworden. " Er wird sicher mal ein sehr guter Lehrer," schwärmte eine Mutter von dem Pädagogik- Studenten. "Er ist konsequent, versteht die Kinder und lebt ihnen gutes Benehmen vor. Ich merk das an meiner Tochter, bei der Danke und Bitte jetzt zum ständigen Wortschatz gehören. Eine ganze Weile habe ich das vermisst." Darum traf es den TuS wie ein Schock, als Christofer erklärte, dass er die Kindergruppen abgeben müsse. Den Erwachsenen blieb er erhalten. Aber neben seinem Studium war er auch ein begeisterter Turniertänzer, musste manche Stunde beim Training verbringen und nahm mit seiner Partnerin Nicole an vielen Turnieren teil. Doch mit seiner Hilfe fanden wir Eva Wartjes und ein Jahr später half der gute Kontakt des Vorsitzenden zur Presse. Wolfgang Gnädig berichtete nicht nur im Lokalteil der HAN über das Tanzen, er konnte auch seine Tochter Julia empfehlen. Sie war ausgebildete Tanzlehrerin, hatte aber auch fast nur Mädchen in ihren Gruppen "Von den größeren Mädchen haben wir uns getrennt. Mal kamen sie, mal kamen sie nicht - so geht es nicht," entschied die Neue. Sie wusste natürlich auch, wie sie die Größeren hätte interessieren können, aber Jungs konnte auch sie nicht auftreiben. Doch dann war es die Liebe, die dem TuS einen Strich durch die Rechnung machte. Julia brach ihre Zelte im Norden ab und zog in den Westen. Aber ihr lagen die Kinder am Herzen und so unterstützte sie uns auf der Suche nach einer Neuen. Anita kam und brachte es innerhalb kürzester Zeit sogar fertig, ihre Kinds für einen Auftritt beim Fleestedter Dorffest fit zu machen. "Leider hat zum 1. Januar unser Tanztrainer und Gründer der Tanzabteilung im TuS Fleestedt, Christofer Schöneich, aus beruflichen Gründen seine Tätigkeit niederlegen müssen," heißt es im Jahresheft 2001. Doch der TuS hatte wieder Glück, denn Kai Eggers kam. Seine Referenz: Im Jahr 2000m Deutscher Meister in zehn Tänzen. Jana Jensen kümmerte sich um das Umfeld. Doch wie so oft - bei a Amateuren steht der Beruf im Vordergrund. Und so gab es einige schnelle Wechsel. Auf Kai Eggers folgte Detlev Müller und er wurde jetzt abgelöst von Susannen und t Thomas Lang, während bei den Kindern Nadine Senkpiel die Vortänzerin wurde. Tanzen ist - davon sind inzwischen auch jene überzeugt, bei denen man an Stelle des Kopfes oft nur einen Fußball sah - inzwischen zu einem festen Bestandteil im großen a Angebot des TuS Fleestedt geworden. Es hat uns auch Geld gekostet, Übungsleiter waren und sind nicht immer ganz billig, müssen sie doch eine zeitraubende Ausbildung absolvieren. Aber bestätigt hat sich, was einst Hans Reip sagte, der legendäre Vorsitzendes der Hamburger Turnerschaft von 1816. Er hatte schon vor Jahrzehnten im ältesten deutschen Turnverein eine Tanzabteilung ins Leben gerufen, mit der Begründung: "Die Kinder tanzen gern. Natürlich sind es in erster Linie die Mädchen, die sich dafür interessieren. Aber sie bleiben dann meistens beim Sport und bringen dann ihre später eigenen Kinder wieder mit." Sie hatten von den Kindern gehört und gaben keine Ruhe. Im April 1996 nahm der TuS dann auch den Tanzunterricht für Erwachsene in sein Programm auf-natürlich unter der Leitung von Christofer Schöneich. Schon beim Info-Abend waren es fast 40 tanzlustige Paare, für die der Saal im "Fleester Hoff' nicht ausreichen würde. Ergebnis: Auch hier musste in Gruppen aufgeteilt werden -allerdings nicht Alter, sondern nach Können. Der "Fleester Hoff' war an jedem Sonntag - abends - fest in der Hand der Tänzer. Und noch ein Ereignis gab es: Der TuS lud ein zur "Schwarz-Roten-Nachf. Alles organisiert von der Sportler-Familie, wurde bis morgens um drei im "Fleester Hoff' gefeiert. Ein Höhepunkt: Christofer zeigte mit seiner Partnerin Nicole Tanz der Meisterklasse.