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Klubhaus 3 - Anbau startet an der Theke

Die Idee kam, wie viele und oft die besten, an der Theke. Erika und Günni beschwerten sich, meist nur mit Blicken, selten mit Worten, über die Zecher, die den Durchgang zwischen Biernachschub und Klubraum versperrten. Waren es doch die besten, sprich trinkfreudigsten, die sich auf die Ellenbogen stützten, weil sie das als sichersten Halt im Leben ansahen. "Es ist einfach zu klein hier,'' so Walter W. zu fortgeschrittener Stunde." Wir müssen anbauen. Ein Wintergarten muß her, dann ist der Raum, der uns dann zur Verfügung steht, doppelt so groß." Günni spitzte die Ohren. Was er wohl dachte? An die vielen vollen Aschenbecher und leeren Gläser, die es dann abzuräumen galt?, An die vielen überstünden, die dann drin sind, wenn sich noch mehr Zecher an der größeren Theke festhalten? Günni schwieg, dachte sich seinen Teil. (Inzwischen hat er mit Erika ein Haus in Maschen gekauft. So wenig wurde wohl beim TuS nicht verdient) Nicht geschwiegen aber hat Walter H., war nicht zu bremsen. "Pah, Wintergarten. Wenn wir bauen, dann muß es was Richtiges sein. Ich habe schließlich Erfahrungen beim Bau." Die Umstehenden schwiegen, wollten Walter H. nicht widersprechen. Vielleicht, weil er tatsächlich Erfahrungen beim Bau hat (er hatte gerade eine Garage gebaut), weil er sowieso allergisch bei Widerspruch reagiert? Oder einfach nur, weil er nicht vergrämt werden sollte? Schließlich war er mit der nächsten Runde dran. Die Gespräche, an den genauen Tag kann ich mich nicht erinnern, fanden irgendwann 1995 statt. Inzwischen schreiben wir bereits 2005. Doch geben wir Wolfgang Ohrt das Wort, zitieren aus dem Jahresheft 2000.
"Der Vorstand konnte Mitte der neunziger Jahre nicht länger darüber hinweg sehen, dass das Vereinsheim für den ständig wachsenden Verein viel zu klein geworden war. Damit konnte die Notwendigkeit der Erweiterung nicht mehr bestritten werden. Mit den ersten Kostenschätzungen zwischen DM 45.000,- und DM 200.000 kamen jedoch Zweifel an der Machbarkeit des Vorhabens hoch. Es war bekannt, dass die Gemeinde Seevetal ihre Zuschüsse Neu- und Umbauten von Vereinen wegen geringerer Steuereinnahmen drastisch zurückfahren musste. Von hier also war nicht mit der gleichen Unterstützung zu rechnen wie in früheren Jahren....Nach längeren überlegungen wurde der Beschluß gefasst, eine Erweiterung muß her, die Risiken müssen und können vom Verein getragen werden. So wurde auf Vorschlag des Vorstandes der Bau der Erweiterung durch die Generalversammlung am 1.3.1996 gebilligt und der Vorstand beauftragt, eine konkrete Planung und Kostenschätzung zu erstelllen... Wir mussten insgesamt ca. DM 210 000 aufbringen, der Erweiterungsbau musste zügig abgewickelt werden, die Gemeinde beteiligt sich mit 35% an den Kosten, höchstens mit 73 500 DM, die Beiträge durften nicht erhöht werden, der Sportbetrieb darf nicht eingeschränkt oder behindert werden.
Die Baukosten konnte der Verein nicht alleine schultern. Ein Blick auf unsere Vermögenssituation wies ein Guthaben von 70.000 DM aus. Dann aber ging es Schlag auf Schlag. Mit dem Baubeginn begannen die Zahlungen für die Bauleistungen, und dann zeigte sich eine großartige Unterstützung durch Mitglieder, Sponsoren und Baufirmen. Die ersten Ausgaben wurden durch die aufgelösten Rücklagen beglichen. Es folgte die erste Rate des Gemeindezuschusses von DM 30.000. Mitglieder unterstützten den Bau durch Spenden in Höhe von ca. 10 000 DM und durch zinslose Darlehen in Höhe von 45.200 DM. Die ausführenden Baufirmen zeigten sich bei Angeboten sehr entgegenkommend und räumten uns großzügige Zahlungsziele ein. Die während der Bauzeit festgestellten Schäden am Bau stellten uns nicht lange vor Probleme. Die Gemeinde übernahm die Kosten für die Sanierung am Balkon, den Dachflächenfenstern und Schäden an der Nordfassade. Trotz einiger Pannen und überraschungen gingen die Bauarbeiten zügig voran und in den letzten Tagen sind die Aussenarbeiten zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Gleichzeitig sind auch die Abrechnungen so gut wie abgeschlossen.
Der Anbau hat dem Verein als Träger der Baumaßnahme bisher ca. 220 000 DM gekostet und einige geringe Posten sind noch offen. Unser Kassenbestand hat zur Zeit wieder die gleiche Höhe wie vor Baubeginn. Lediglich unser Geldvermögen wurde aufgelöst und in das Vereinsheim investiert. Zur Zeit haben wir noch ca. DM 10.000 Schulden aus Darlehen...Befürchtungen, dass die Belastungen durch den Anbau zu Einschränkungen der Arbeit der Sparten führen könnte, haben sich zum Glück nicht bestätigt... Dieser glatte Durchlauf wäre ohne den Einsatz, die Solidarität, die Hilfsbereitschaft von Mitgliedern und ehrenamtlichen Helfern und ohne Unterstützung in Politik, Verwaltung und dem Verständnis der ausführenden Firmen nicht möglich gewesen, so Wolfgang Ohrt in seinem Abschlußbericht, verbunden mit einem Dank an alle, die uns geholfen haben.
Doch es ab auch eine ganze Reihe von Hürden, die genommen werden mussten. So die überraschung, als sich bei der Generalversammlung 1996, wo über den Anbau abgestSmmt wurde, Peter Acker und Bernd Tietgen der Stimme enthielten. Sie kandidierten auch nicht wider für den Vorstand. Zum Glück, denn mit Wolfgang "Muckel" Schink bekamen wir einen Mitstreiter, der uns dank seiner Kenntnisse und Verbindungen Tausende von Mark sparen ließ. Ein Architekt wurde gefunden, auf Vorschlag eines Immobilienmaklers und Politikers. Er würde sich erkenntlich zeigen. Wir warten bis heute drauf. Der Architekt wollte nicht immer so wie wir, war auch nicht der schnellste. Das allerdings beim Rechnung schreiben. Erster Abschlag an ihn 3200 DM. Gewaltiger Papierkrieg, mit immer neuen Anfragen und Auflagen. Am 4.4.1998 ist die Baugenehmigung da.
Nächstes Problem: der Tennisklub benötigte bei der Anlage seines vierten Platzes ein Stück TuS-Gelände. Bekam er selbstverständlich, verbunden mit der Bitte: Wenn ihr mit den Erdarbeiten beginnt, sagt uns rechtzeitig Bescheid. Auch wir müssen Erde abtragen - es wird dann für beide Seiten billiger. Taten sie nicht und ein Tennis-Vorstand zuckte bei Vorhaltungen nur mit den Achseln. Der gleiche Mensch, der ein Schloß auf dem TuS-Gelände knacken ließ, um einem von ihm bestellten Lkw die Zufahrt zum Tennisgelände zu ermöglichen Mit einem Anlieger hatten es die Tennisleute es auch verscherzt, angeblich weil sie einen Weg ruiniert hatten. Diesen Weg benötigte der TuS auch für die Erdarbeiten. Bei einer Anlieger-Versammlung baten wir um Verständnis für eventuelle Belästigungen. Es war eine harmonische Versammlung. Bis Anlieger Benecke knallhart erklärte: über mein Gelände darf nicht gefahren werden. Verwaltung und Politik, oder beide, hatten sich bei der Erteilung von Baugenehmigungen nicht das Wegerecht sichern lassen. Ergebnis: Zusammen mit Bürgermeister Adolf Wendt, der uns immer eine Hilfe war, hat der Vorsitzende noch einmal mit dem Anlieger verhandelt. _nach einigen Stunden im Klubhaus - an der Theke natürlich - wurde man sich einig. Für 1000 DM bekam der TuS das Durchfahrtsrecht von einem Mann, der von sich behauptete, ein großer Freund des Sports zu sein. Am 4. Mai 1998 sollte der Bagger kommen, kam einen Tag später, mittwochs der erste Laster. Um zehn Uhr gab es einen Knall: Der Bagger hatte eine Strom-Versorgungsleitung gekappt. "Buckel" Bahrs, einst bei der Post mit Kabeln vertraut, kam mit etwas Draht und Uhrmacherwerkzeug. Das überlandwerk wurde angerufen, wir wurden beschimpft, aber uns wurde geholfen. Dann der Streit um die Rechnung: Sollte die Versicherung des Baggers zahlen, der Architekt, der keinen Leitungsplan vorgelegt hatte oder der TuS? Der TuS war es schließlich, der die DM 408,- zahlte.
Und immer wieder ließ sich die Bauaufsicht sehen, nicht immer zu unserem Schaden. Es gab auch vernünftige Tipps. Die Arbeit ging so zügig voran, dass wir ängste bekamen. Denn es kamen auch die Rechnungen. So der zweite Abschlag vom Architekten: 4750 Mark bekam er. Hier an dieser Stelle seien auch einige Namen genannt: Walter Hagemann marschierte jeden Tag nach der Arbeit bei der Phönix wie ein Feldherr über die Baustelle am Höpen und gab Ratschläge, korrigierte, lobte aber auch. Walter Wolf machte das auch, aber natürlich alles dezenter. Trotzdem waren die Handwerker ob dieser Kontrollen nicht gerade begeistert.